Holgabreit

-Pleiten-Pech-und-Pannen-

Als ich vor etwas über einem Jahr breite Fotos aus Mittelformatkameras zum ersten mal bewusst wahrgenommen habe, erwachte in mir der Wunsch, auch so etwas zu probieren. Also wühlte ich mich durch das Netz auf der Suche nach 6cmx12cm Kameras. Dass ich mir wohl nie eine der professionellen Boliden leisten würde, war für mich recht schnell klar, als ich die Preise sah. Ich sah mir die billigsten an und kam zu dem Ergebnis, dass es entweder die Lomo Belair, die Holga 120 Pan Pinhole oder die Holga 120 Pan mit Kunststofflinse werden würde. Ich stellte in Ebay entsprechende Suchen ein. Die Lomo Belair bekam ich vor einigen Wochen, sogar mit dem Belairgon dazu. Eigentlich eine klasse Knipse aber... andere Geschichte.
Ein Holga tauchte bei Ebay erst vor kurzem auf, allerdings in Italien oder Spanien zu einem frechen Preis.
Natürlich zeigte die Suche regelmäßig auch andere Holgas in Amerika z.B. Die waren umgebaut mit einem Schneider Angulon Objektiv oder ähnlichen. Preislich lagen die in einer für Plastikkameras schwindelerregenden Höhe. Wenn man sich in Flickr die Bilder aus den Knipsen anschaute... lecker.
Hab ich nicht vergessen...
Letzte Woche hatte ich dann doch noch das Glück, eine Holga zu bekommen. Nicht aus Ebay. Jippie! Danke Marc Dechow!
Gleich nen Film verballert und entwickelt. Ich war sofort ernüchtert. Die Plastiklinse... Holga halt.
Dazu war wohl auch noch der Film locker gewickelt, hatte Lichteinfall. Nicht die Holga, die ist dicht.
Bis man dran rum bastelt...
So sehen Plastiklinsenbilder aus:

Das mag zwar bei manchen Motiven apart sein, aber ich will nicht immer apart...
Außerdem störte mich die einzige Belichtungszeit.

Ich machte mich dann gleich auf die Suche nach Umbauanleitungen. Nach denen muss man vorn das Objektiv abbauen, das viereckige Loch in der Front rund machen und auf auf einen Adapterring M42-Nikon anpassen. Der Ring wird dann vorne auf die Kamera geschraubt oder geklebt. Man braucht weiterhin einen Helicoid 11-17mm mit M42 und einen M42 Kameradeckel aus Metall. In diesen Deckel muss man ein Loch für das Rückgewinde des Angulon bohren. Der Deckel mit dem Angulon kommt dann auf den Heli. Der Heli auf den Adapterring. Fertig....

Ich suchte mir bei Ebay ein Angulon 90/6,8 von Schneider Kreuznach und kaufte es. Im Laufe der Abwicklung stellte sich heraus, dass ich das Objektiv bei dem Junior meines Freundes Frank Gosebruch gekauft habe...
Er gab mir das Ding dann erheblich günstiger. Danke, lieber Frank und Junior!
Jetzt hatte ich das passende Objektiv, sogar die Linhof Version! Mit Streulichtblende!

Der Peter ist schlau (meint er) kramt in der Restekiste, sucht etwas zusammen und bastelt. Hat sogar funktioniert (fast). Am Ende war das Objektiv dann mit einer Schiebelösung aus zwei Rohren angeflanscht.
Vorteil: Durch den 2,5cm Schiebeweg, konnte ich sogar unter einen Meter ran.

Film rein gemacht und verballert. Entwickelt... alle Bilder grau bis schwarz. Ich hatte zwar kontrolliert, ob meine Rohre lichtdicht sind, aber nicht beim Schieben. Jedes Mal ist beim Schieben eine Menge licht rein gekommen. Ich habe dann mit Filz zwei Dichtungen gemacht. Die haben sogar funktioniert, aber...
Diesmal war ich sicher, dass es klappt, Kamera mit Portra 400 geladen und im Wald die sechs Bilder gemacht. Heim zum Entwickeln...
Film im Wechselsack eingespult, Spirale in die Dose, oh, der Deckel geht aber schwer. Aber er ging zu.
Dose aus dem Sack genommen, hingestellt, Temperatur der Bäder überprüft, Timer eingestellt.
Wo ist jetzt die blöde Gummikappe von der Dose?
Kopfklatsch! Dose in den Sacke, Kappe unten raus genommen. Deckel ging übrigens danach prima drauf.
Nach dem Entwickeln sah ich gleich das Malheur. Vignettierung vom Schiebering und roter Lichteinfall durch den roten Rand des Deckels. Der Scanner gab dann sein Bestes, noch halbwegs etwas raus zu holen.
Mein Scanner hat eine kreative Ader...

Peter hat dazu gelernt und die fehlenden Teile bestellt. Einziger Unterschied, der Heli 11-17mm war nicht zu finden. Es wurde ein 15-26mm, den ich weiter in die Kamera setzte mit dem Adapterring innen in der Kamera. Vorteil: Ich kann von 1,20m bis etwas über Unendlich. Amazon sei dank konnte es dann schnell weiter gehen. Zusätzlich zu dem Objektiv bekam die Kamera einen schicken Drahtauslöser (danke Frank und Junior!) für den ich einen Halter dremeln musste. Dann noch das Plastik mit schönerem Kunststoff verkleidet. Damit die Plastekiste ein bissl besser in der Hand liegt, kamen Parterre ein paar Bleistreifen zum Liegen. Das ist bei chinesischen Kameras legal!

Und der erste Testfilm ist auch schon gelungen. Ich freue mich auf weitere Filme mit Holga.
Manche sagen auch Hologon oder Lola zu der Kamera.
Egal, die ersten Ergebnisse gefallen mir. Im Nahbereich muss ich noch lernen, wieviel unten dran muss.